Leiter der Forschung, Entwicklung und Produktion von Nanonfaserprodukten bei RESPILON, Matej Buzgo, sprach über seine Karriere, Nanofaser und Zukunft. Wird die Nanofaser von RESPILON eines Tages ins Weltall geschossen? Ist es möglich, das Schmelzspinnen nur mithilfe eines Nagels herzustellen? Über welchen Eigenschaften und Anwendungen von Nanofasern wird nicht viel gesprochen? Master in Zellbiologie, Matej Buzgo, gab uns Antworten auf diese und viele weitere Fragen.
Was, glaubst du, bringt die Firma RESPILON dir und umgekehrt, was bringst du für die Firma RESPILON mit?
Ich bringe die Firma RESPILON vor allem meinen Enthusiasmus und meine Erfahrung bei der Entwicklung verschiedener Nanofasersysteme ein, ich gebe immer 100 % bei der Forschung! Ich bringe auch eine Perspektive an der Schnittstelle zwischen der wissenschaftlichen Welt und den Anwendungen ein. Es war und ist mir immer wichtig, dass die Produkte, an deren Entwicklung ich beteiligt bin, einen hohen technologischen Standard haben.
Und was bringt mir die Firma im Gegenzug? Die Möglichkeit, mich selbst zu verwirklichen. Ich kann schmelzspinnen, neue Dinge erfinden und RESPILON ermöglicht mir sie zu realisieren.
Was war deine Motivation dem RESPILON-Team beizutreten?
Während meiner akademischen Laufbahn habe ich begonnen, verschiedene Nanofaserträgersysteme herzustellen. Ich habe sie dann in mehreren Startups weiter hergestellt. Unsere Zusammenarbeit scheiterte aber jedes Mal. Am Ende hatten wir immer eine großartige Technologie, aber keine Produkte.
Meine Hauptmotivation, dem RESPILON-Team beizutreten waren die funktionsfähigen Produkte, die die Firma herstellt. Unsere Zusammenarbeit ist also für beide Seiten profitabel – ich bringe technologisches Wissen in das Team ein, RESPILON übernimmt es und setzt es in die Praxis um.
Was würdest du sagen, dass das Interessanteste an deiner Arbeit ist?
Wahrscheinlich die Tatsache, dass es sich um einen höchst kreativen Prozess handelt, im Gegensatz zu der standardmäßigen wissenschaftlichen Arbeit, bei der man eine Hypothese aufstellt und sie dann testet und nach Antworten sucht. In der Anwendung können Sie die Antwort bereits und Sie suchen nur nach Möglichkeiten, auf welche Art und Weise sie zu verwirklichen. Interessant ist auch die Tatsache, dass die Herstellung von Nanofasern dem Kochen sehr ähnlich ist, und Sie können Ihrer Fantasie dabei freien Lauf lassen.
Hast du dich als Kind zur Wissenschaft hingezogen gefühlt?
Ja, sehr. In der Grundschule lag mir die Wissenschaft sehr am Herzen. Es war eine Freude für mich, Dinge zu erfinden, ich las und entdeckte wissenschaftliche Informationen, ich wollte immer mehr erfahren. Also definitiv ja!
Warum Nanofaser? Und was ist es eigentlich?
Stell dir eine Masse vor, die aus einer riesigen Anzahl von sehr dünnen Fasern mit einem sehr kleinen Durchmesser, aber einer enormen Länge besteht. Ihre Struktur erinnert an bestimmte Strukturen, die am Aufbau des menschlichen Körpers beteiligt sind. Etwa 40 % des Proteins im Körper ist Kollagen mit einer Nanofaserstruktur. Am Ende ist es also etwas ganz Natürliches. Auch aus der materiellen Sicht hat die Nanofaser aufgrund ihrer Struktur viele großartige Eigenschaften. Tatsächlich ist die Nanofaser bis zu 100 Mal dünner als die Fasern eines Standard-Vliesstoffs. Und dank dessen hat das Nanofasermaterial viele einzigartige Eigenschaften, die in der Medizin, der Filtration, der Katalyse usw. eingesetzt werden können.
Nanofaser hat also viele interessante und nützliche Eigenschaften und Anwendungen. Kannst du einige nennen?
Bei der Firma RESPILON ist die Nanofaser derzeit wahrscheinlich das wichtigste Material, das zur Herstellung von Produkte für die Filteranwendung verwendet wird, nämlich aufgrund der einfachen Anwendung und der hohen Nachfrage. Gleichzeitig bewegen wir uns aber auch aktiv in Richtung Gesundheitspflege, nicht nur für Produkte wie verschiedene Wundauflagen oder Füllstoffe, sondern zum Beispiel auch für die Kontrolle der Wirkstoffabgabe. Nanofasern können Wirkstoffe sehr leicht einkapseln und sie dann nach Belieben freisetzen. Das bedeutet, dass wir dafür sorgen können, dass die Wirkstoffe im Körper sofort, oder im Laufe von ein Paar Stunden, Tagen, Wochen oder sogar Monaten freigesetzt werden.
Wenn wir uns eine sehr ferne Zukunft vorstellen, wo werden dann Nanofasern eingesetzt?
Im Grunde genommen, überall. Mit Nanofasern können wir ins All fliegen. Aus Nanofasern kann man fortschrittliche Textilien, die sich selbst verheilen, Wundauflagen, die sich dem Gesundheitszustand einer Person anpassen oder Systeme der Medikamentenabgabe, die für die Kranken die tägliche Einnahme von Tabletten auf eine pro Woche reduzieren, herstellen. Und das ist unsere Richtung in der Firma RESPILON.
Wahrscheinlich hängt damit eine dauerhafte Forschung zusammen. Wie sieht es also in der Firma RESPILON aus?
Die ständige Forschung ist sehr wichtig, um die neuen und nützlichen Produkte zu entwickeln. Deshalb betreiben wir die Forschung während der ganzen Zeit, in der wir im Betrieb sind. Bei unserer Arbeit konzentrieren wir uns nicht nur auf Produkte, die in naher Zukunft auf den Markt kommen werden, sondern auch auf Technologien, die es vielleicht erst in 10–15 Jahren geben wird. Wir müssen uns auf den früher erwähnten Weltraumflug vorbereiten.
Ich habe gehört, dass du das Schmelzspinnen mithilfe des Nagels erfunden hast? Was ist das eigentlich und wie ist es dazu gekommen?
(Lachen) Es war wie eine Tugend aus der Not gemacht. Schmelzspinnen ist eine Technologie zur Herstellung von Fasern, in unserem Fall Nanofasern. Als wir die erste Spinnmaschine für Nanofasern in der Firma im Betrieb setzten, hatte ich keinen angehörigen Emitter zur Hand (der Teil der Spinnmaschine, an dem die Spannung und die Polymerlösung angelegt werden und wo das elektrostatische Schmelzspinnen stattfindet, aus dem die Nanofasern hergestellt werden). In diesem Moment fiel mir ein Nagel mit dem Zylinderkopf ins Auge, den ich benutzte. Und es hat funktioniert!
Zum Schluss noch eine eher persönliche Frage. Wie passen Ihre Arbeit und Ihr Privatleben zusammen? Wie bewältigt deine Familie deine wissenschaftliche Laufbahn, und was machst du gerne in der Freizeit?
Manchmal ist es ziemlich schwierig. Die Arbeit ist für mich eigentlich ein Hobby, aber ich habe gleichzeitig eine Familie und zwei kleine Kinder. Deshalb versuche ich meine Freizeit mit ihnen verbringen. Aber ich muss zugeben, dass es manchmal schwierig ist, das Gleichgewicht zwischen Arbeit und Privatleben zu finden. Ich hoffe, dass es mindestens auf dem gleichen Niveau wie bisher bleiben wird. Außerdem mag ich die Natur sehr. Deshalb verbringe ich manchmal auch meine Freizeit draußen, wo ich die Fossilien oder andere Mineralien sammle. Ich fische auch gerne.
Interview wurde geführt von Veronika Maurerová